Letzte Ankündigung, Programm und Wegbeschreibung (für InsiderInnen: sog. ,,3.Rundbrief``)


XX. StuTS

20. Studentische Tagung Sprachwissenschaft

Universität Tübingen
30.10.1996 - 3.11.1996

Fachschaft Allgemeine Sprachwissenschaft mit
Nebenfächern Informatik und Psychologie (ASN)

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Liebe TagungsteilnehmerInnen,

hier kommen nun ein vorläufiges Programm für die StuTS und die Wegbeschreibung. Der Empfang für die StuTS findet im Infocafé in der Schellingstr.6/1 statt.


Wegbeschreibung für den Empfang


Wegbeschreibung für die AGs

Die AGs finden im Clubhaus in der Wilhelmstraße statt.



Ablauf der StuTS

Mittwoch 30.10.96:
Ab 18.00 erwarten wir Euch im Infocafé in der Schellingstraße. Dort meldet Ihr Euch an, bezahlt Euren Tagungsbeitrag und bekommt eine Tagungsmappe und eine Schlafplatzadresse. Um 21.00 findet das Anfangsplenum statt.
Donnerstag-Samstag:
Von 9.00 bis 10.00 Uhr treffen wir uns im Clubhaus (Wilhelmstraße) zum gemeinsamen Frühstück. Anschließend findet das Morgenplenum statt; über den Tag verteilen sich die AGs (siehe die Themenbeschreibungen (abstracts) unten) und das Abschlußplenum.

Am Donnerstag nachmittag stellen einige Lehrende die sprachwissenschaftlichen Institute der Universität Tübingen vor. Am Freitag nutzen wir nach der Mittagspause den warmen Sonnenschein zu einer Stocherkahnfahrt auf dem Neckar. Der Samstagvormittag steht Euch zur freien Verfügung. Außerdem wird Euch irgendwann eine Stadtführung angeboten.

Samstag abend
findet eine Abschlußfête statt, deren Ort noch bekanntgegeben wird. Falls Ihr extra für diese Fête anreist, erfahrt Ihr den Ort bei den unten genannten Anlaufadressen.
Sonntags
treffen wir uns in der Marquardtei zu einem gemeinsamen Abschlußfrühstück.


Themenbeschreibungen (abstracts) für die AGs

Martin Böhler (Köln): Aymara - ein Sprachporträt (120 min)
Die Zentralanden. Sechstausend Meter hohe Türme aus Fels und Eis. Eisige Hochflächen unter unbarmherziger Tropensonne, viertausend Meter über dem Meer. Stahlblauer Himmel, braune Steppe, trockener, staubbeladener Wind. Hier war einst das Hoheitsgebiet der Erbauer von Tiwanaku, einem der rätselhaftesten und kunstvollsten Bauwerke der jungen Menschheit, ein Volk, von dem wir so gut wie gar nichts wissen, und das schon zu Inca-Zeiten Legende war. Und hier, auf einer Insel im Titicacasee, war es auch, wo nach den Sagen der Inca die Sonne einen Sohn und eine Tochter gebar, von denen alle späteren Herrscher der Inca abstammen wollten, eine Sage, die sich als Legitimation des Herrschaftsanspruchs gut vermarkten ließ. Wie dem auch sei: Vielleicht sprachen diese Menschen schon Aymara, oder eine Sprache, die die Mutter des Jaqaru, des Kawki und des Aymara war, bevor diese ihre eigenen Wege gingen. Heute wird Aymara von schätzungsweise zweieinhalb Millionen Menschen gesprochen und es bildet zusammen mit den eben erwähnten Sprachen, dem Kawki und dem Jaqaru eine kleine Sprachfamilie, die der Jaqi-Sprachen. Aymara spricht man auf dem Altiplano, dem Hochland von Bolivien und Peru. Es ist neben Quechua, Spanisch und Guaraní offizielle Landessprache Boliviens. Mit dem Quechua ist es entgegen weitverbreiteter Ansicht nicht verwandt, wohl sind sich die Sprachen aber durch Jahrtausende währenden Kontakt recht ähnlich geworden. Während allerdings das Quechua seit einigen Jahren selbst in Generativistenkreisen in aller Munde ist, ist das Aymara alles andere als hoffähig; im Gegenteil, kaum jemand hat je von dieser Sprache gehört, was bei einer Indianersprache mit mehr als einer Million Sprechern schon erstaunlich ist. Zeit, ein wenig Werbung zu betreiben! Denn Aymara hat, was andere Sprachen nicht haben: Ein Vier-Personen-System, Data-Source-Marking, Verbalisierung von Fragepronomen und vieles mehr... Den interessierten AG-Besucher erwarten außerdem Dias aus Bolivien, ein kleines Textchen vom Band und glottalisierte uvulare Plosive.

Martin Böhler (Köln): Kleine Einführung in die formale Logik (120 min)
Die Logik, besonders, wenn sie in Formeln daherkommt, oder in kniffligen, unplausibel klingenden Schlüssen, gehört zu den Formen menschlicher Kulturleistung und Denktätigkeit, denen die allermeisten Menschen, die sich nicht von Berufs wegen mit ihr beschäftigen oder begeisterte Logelei-Rätselfreunde sind, höchst skeptisch und mit jener eigenartigen Gefühlsmischung begegnen, die rüde Ablehnung mit selbstverständlicher Anerkennung verknüpft. Die Mathematik ist ein ähnlicher Fall. Anders als der Mathematik (vielleicht, weil wir diese auch in formalisierter Sprache täglich gebrauchen und so ihren Sinn unmittelbar einsehen), haftet der Logik ein Schatten des Gefühlskalt-Rationalen an - und darüber hinaus scheint sie schwer verständlich.

Diese AG hat zwei Ziele: Zum einen soll gezeigt werden, worum es bei der Beschäftigung mit Logik überhaupt geht (was Logik eigentlich ist), zum anderen, natürlich, soll eine erste Verbindung hergestellt werden zwischen Logik und dem Medium, mit dem sie sichtbar gemacht wird - der Sprache (was genau das heißen soll, wird geklärt werden). Wie frühere AGs gezeigt haben, vor allem solche im Bereich der Semantik, scheint Bedarf an einer Einführung zu bestehen. Logik hat mit Sprache zu tun: Man könnte sagen, wer Logik betreibt, betreibt auch Sprachwissenschaft. Die AG ist als Propädeutikum zu der von Ralph Albrecht angebotenen AG über Logik und Linguistik gedacht. Wir werden ganz unverkrampft und ohne tierischen Ernst an die Sache herangehen. Wir fragen zum Beispiel, warum man über eine Äußerung schmunzelt wie: Mein Hund gehorcht mir aufs Wort: Wenn ich ihm sage, komm her oder nicht, dann kommt er her oder nicht.

Christiane Hofbauer (München): ,,Aufbaustudiengang`` Klinische Linguistik (90 min)
Der BKL hat eine neue Ausbildungsordnung erlassen, die in der jetzigen Form für uns MünchnerInnen absolut inakzeptabel ist, vor allem da die Anforderungen bei uns gar nicht erfüllbar sind.

Herr de Langen, der maßgeblich für diese Änderungen verantwortlich ist, ist für unsere Kritik bis jetzt nicht sehr zugänglich gewesen. Wir wüßten gerne von anderen Studis, was Ihr von den Bestimmungen haltet, und, falls Ihr Euch unserer Kritik anschließen könnt, würden wir gerne eine Unterschriftenaktion an möglichst vielen Unis initiieren, deren Forderungen in dieser AG besprochen werden sollten.

Christiane Hofbauer (München): Dysgrammatismus-Diagnostik (90 min)
Alle mir bekannten Diagnosesysteme für den morpho-syntaktischen Bereich sind ziemlich schlecht. Wie könnte ein gutes System aussehen, und sind die Grundlagen dafür gegeben? Ob hauptsächlich ich rede und Systeme vorstelle und kritisiere oder eine große Diskussion zustande kommt, richtet sich nach Euren Vorkenntnissen. Wichtig wäre mir aber, über mögliche gute Systeme zu spekulieren und diskutieren.

Daniel Hole (Köln): Konstruktionen aus Hilfsverb + Partizip II im Deutschen (viel interessanter, als es klingt!) (je nach Bedarf 90 oder 180 Minuten)
Mit einem Form-Inhalts-Isomorphie-Postulat im Rücken, daß nämlich Distributionsklassen auch Inhaltsklassen sind, werden (die) 12 Konstruktionen des Deutschen vorgestellt, die ein periphrastisches Prädikat aus Hilfsverb + Partizip II bilden. Konstruktionen, die normalerweise zu ganz verschiedenen Bereichen der Grammatik gezählt werden oder überhaupt ignoriert werden, rücken so in einen gemeinsamen Blickwinkel: Werden-Passiv, Sein-Passiv, Bekommen-Passiv, Gehören-Passiv, das Perfekt und einige weitere Konstruktionen gehören zum untersuchten Phänomenbereich. Es stellt sich heraus, daß die Parallelität von Distributionsklasse und Inhaltsklasse in diesem Bereich viel weiter reicht, als gemeinhin angenommen wird.

Peter Rhein (Tübingen): Formale Methoden des Spracherwerbs
Also; in Dresden stark vermißt, wird diese AG nun in Tübingen stattfinden. Mithilfe statistischer Kontextanalysen können aus Textkorpora ,,automatisch`` (eine beliebige Anzahl von) Wortgruppen (Kategorien) ermittelt werden; etwa: ,,Wie kann man automatisch Lexika erzeugen?``.

In der AG werde ich die Grundidee von sog. Clustering-Algorithmen und die grundsätzlich auftretenden Probleme (etwa semantische/syntaktische Mehrdeutigkeiten wie in engl. ,,saw``) besprechen. Ein kurzer Ausblick auf Idee, Anwendung und Probleme neuronaler Netze in so einem Rahmen wird ebenfalls geboten.

Alfred Riese und Philipp Overberg (Münster): Benennungsprinzipien - Klassifikationsansätze und sprachvergleichende Betrachtung: Krankheits- und Insektenbezeichnungen
Der lexikalische Besitz der Sprachteilhaber ist einem steten Wandel unterworfen: Immer wieder werden lexikalische Bezeichnungen eingeführt und gelangen in den allgemeineren Sprachgebrauch. Die meisten dieser neu eingeführten lexikalischen Einheiten sind für die Sprachteilhaber aufgrund ihrer Bildung durchsichtig, und zwar im Hinblick auf ihre Bedeutung. Dies beinhaltet zugleich, daß die Sprachteilhaber zumeist die Gründe für die Art der jeweiligen Bezeichnung angeben können. Hinter den jeweiligen Gründen für die einzelnen lexikalischen Bezeichnungen aber lassen sich allgemeine Prinzipien eruieren, die bei der Neubildung lexikalischer Ausdrücke immer wieder wirksam sind. Die Untersuchung dieser allgemeinen Prinzipien soll am Beispiel der Krankheits- und Insektenbezeichnungen erfolgen.

Ralph Albrecht (Tübingen): Logik und Linguistik
Nachdem ich im Laufe meines Linguistik-Studiums immer wieder in verschiedenen Zusammenhängen mit Logik konfrontiert worden bin, regt sich in mir seit einiger Zeit der Wunsch, die vielen Bäume endlich zum Wald zusammenzufügen. Dabei mußte ich zu meinem Ärgernis feststellen, daß ich Schwierigkeiten habe, auf eine Reihe eigentlich ganz grundlegender und naheliegender Fragen, die ich mir aber aus irgendeinem Grund früher nie gestellt habe, zu antworten. In der AG möchte ich vorstellen, was ich mir zu den unten aufgeführten Fragen überlegt habe (soweit mir etwas dazu eingefallen ist). Ich wäre interessiert zu erfahren, was Ihr davon haltet und welche Antworten IHR geben würdet.

Mit der AG möchte ich mich nicht nur an Logik-Freaks wenden, sondern vor allem auch an Neulinge, die einen Überblick über das Gebiet bekommen wollen. Scheut Euch nicht - keine Frage ist zu naiv (wie meine eigenen zeigen)!

Der erste Fragenblock, der aufgreift, was Martin Böhler in seiner kleinen Einführung in die formale Logik behandelt, ist als Einstieg gedacht; der Schwerpunkt soll auf den folgenden Frageblöcken liegen. Der letzte soll etwa die Hälfte der Zeit einnehmen.

Meine Fragen sind die folgenden:

  1. Was ist Logik?
    Was ist formale Logik?
    Was ist eine Logik?
    Welche Logiken gibt es?
    Was ist ihnen gemeinsam und wodurch unterscheiden sie sich?

  2. Was ist ein Kalkül?
    Was ist ein System?
    Was ist ein Formalismus?

  3. Worum geht es in der Theorie der Berechenbarkeit, und welche Bedeutung haben diese Fragen für die Logik und in die Linguistik (nicht nur die Computerlinguistik)?

  4. Wo in der Linguistik spielt die Logik eine Rolle und welche?

    Einige Stichwörter, auf die ich hier eingehen möchte, bzw. zu denen ich gerne etwas erfahren möchte, wären Montaguesemantik, DRT und HPSG (Feature-Logik). Ich bin aber sehr interessiert an weiteren Vorschlägen.

Schließlich wäre ich daran interessiert, mit Eurer Hilfe eine kleine kommentierte Literaturliste zur Orientierung für Linguistik-Studierende zusammenzustellen.

Alfred Riese, Jan Wohlgemuth und Philipp Overberg (Münster): Möglichkeiten studentischer Mitwirkung bei der Aufstellung von Lehrplänen und der Festlegung von Studieninhalten
Wir wollen die Situation bei uns in Münster vorstellen und würden gerne Erfahrungen mit Menschen austauschen, die bereits welche haben. Unser Problem ist im Moment, daß einige zur Zwischenprüfung und auch zur Magisterprüfung verlangte Studieninhalte nur sehr sporadisch im tatsächlichen Lehrangebot auftauchen.

Ralph Albrecht, Natali Alt und/oder Markus Hiller (Tübingen): Schwäbisch
Außerhalb der Region ähnlich stigmatisiert wie das Sächsische ist das Schwäbische dennoch Muttersprache mehrerer Millionen SprecherInnen in einer wirtschaftlich bedeutenden Region. Phonetik, Phonologie, Morphologie, Syntax, Pragmatik, Soziolinguistik, Sprachkontaktlinguistik und Sprachgeschichte dieser Dialektgruppe haben Besonderheiten zu bieten, welche die linguistische Forschung um einige Erkenntnisse bereichern können.

Weitere AG-Angebote sind:



Checkliste: Mitbringen

Das Frühstück ist wie immer im Tagungsbeitrag inbegriffen, und Übernachtungsplätze werden kostenlos gestellt; für lange Anfahrtswege versuchen wir außerdem einen Zuschuß zu zahlen. Selber mitbringen solltet Ihr jedoch


Kontaktadressen und weitere Informationen

Falls ihr Euch noch nicht angemeldet habt, holt dies unbedingt nach! Damit und mit sonst welchen Fragen wendet Euch an die


Fachschaft ASN
c/o Ralph Albrecht
Neckarhalde 11
D-72070 Tübingen
FR Germany

e-Mail: albrecht@sfs.nphil.uni-tuebingen.de
Tel.: +49 (0)7071 43601

Fax: +49 (0)7071 52815 (c/o Peter Rhein)

Notfalltelefon für Suche des Treffpunkts:

Den Lageplan findet ihr von dem URL http://www.sfs.nphil.uni-tuebingen.de/~raki/fs/StuTS.html aus.

Beim Anmelden solltet Ihr Euch wenn's geht an dem folgenden Formular orientieren:

  1. Name(n):
  2. Uni:
  3. Kontaktadresse für Rückfragen:
  4. Anzahl der damit angemeldeten Personen:
  5. Zahl der Übernachtungsplätze und Zeitraum (etwa weil bestimmte ermäßigte Fahrkarten montags gelten aber nicht sonntags):

Bis hoffentlich dann, Eure

Fachschaft ASN der Universität Tübingen


Markus Hiller . . . . . . . . . Mon Oct 28 12:55:53 MET 1996

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